Die Insel Hydra – angenehm anders
„Wie ein gewaltiger versteinerter Brotlaib“, so beschrieb Henry Miller die ca. 35 sm südwestlich von Athen gelegene Insel Hydra, nachdem er etliche Monate in Griechenland lebte und seine Eindrücke in seinem Werk „Der Koloss von Maroussi“ niederschrieb.
Wir legen bei unseren Segeltörns in der Ägäis immer gerne einen Stopp auf dieser ganz besonderen Insel ein. Hydra steht unter strengem Naturschutz, ist autofrei und unterliegt auch sonst einigen Auflagen, wie z.B. einem Verbot von Plastikstühlen, Satellitenschüsseln, Leuchtreklamen, Diskotheken und großen Hotelanlagen, um ihre Einzigartigkeit zu bewahren. Als Transport- und Fortbewegungsmittel dienen ausschließlich Mulis und Esel, die der Insel auch ein ganz besonderes Bild verleihen und sie bei Tagestouristen beliebt machen.
Die Einwohner der Insel schufen mit Handel, Seefahrt und Piraterie eine kulturelle und gesellschaftliche Hochburg im Saronischen Golf. Bekannt geworden durch ihr Geschick im Schiffsbau, dem sämtliche Bäume der Insel zum Opfer fielen, setzten die Bewohner der Insel im griechischen Freiheitskampf in den 1820igern 124 Handelsschiffe als Kriegsflotte gegen die Türken ein und trugen so erheblich zur Freiheit Griechenlands bei.
Danach geriet die Insel in stille Vergessenheit, ihre Bewohner widmeten sich dem Fischen und Schwammtauchen. Erst als der Film „Der Knabe auf dem Delphin“ mit Sophia Loren in den 50iger Jahren auf Hydra gedreht wurde, erlangte die Insel erneute Berühmtheit und zog von da an die internationale Jetset Schickeria an.
In den 60igern wirkte die Insel wie ein Magnet für Künstler, die hier einen idealen Rückzugsort und eine Quelle der Inspiration fanden. Unter ihnen auch Leonard Cohen, der hier als noch Unbekannter eine Villa kaufte und seinen Roman Beautiful Losers sowie einige seiner berühmten Lieder schrieb, inspiriert von seinen Musen.
Auch heute hat die Insel noch einen besonderen Flair als beliebter Treffpunkt für Künstler und Kunstmäzene, die in Symbiose mit den reichen Athenern und Yachties, die hierher zur Erholung kommen, leben.
Unsere Lieblingsankerbucht auf Hydra: Die Mandraki Bucht
Wir ankern am liebsten in der Mandraki Bucht, die östlich des Hauptortes Hydra liegt (Google-Maps). Hier lässt sich entweder in der Mitte der Bucht frei oder entlang dem Ufer zusätzlich mit Landleine gesichert ankern. Die Bucht ist auch in der Hauptsaison angenehm ruhig, bietet einen kleinen Strand mit Liegen und eine gemütliche Taverne – Herz was willst Du mehr!
In einem 20-minütigen Spaziergang oder einem kurzen Ritt per Wassertaxi lässt sich der Hauptort bequem erreichen, wo sich das Leben der Insel abspielt (Google-Maps).
Wer Glück hat und dies möchte findet aber auch in der Hauptsaison oftmals ein Anlegeplätzchen direkt im Hafenbecken von Hydra Stadt. Wir haben auch schon auf der Außenseite der Mole römisch-katholisch mit Buganker und Heckleinen angelegt, nachdem im Inneren des Hafens schon totales Ankerchaos herrschte. Der Außenbereich ist normalerweise für die größeren Yachten vorgesehen…
Pan der originelle Hafenmeister von Hydra
Mit hoher Wahrscheinlichkeit trifft man auf ganz besondere Persönlichkeiten, die die Entwicklung der Insel über Jahrzehnte miterlebten und mitgestalteten. Wie zum Beispiel Pantelis Lembetis, von den meisten schlicht Pan genannt, der stille Hafenmeister von Hydra mit seinem unverkennbaren langen weißen Bart und seinen langen Haaren. Seit den 60er Jahren hilft er den Yachten beim An- und Ablegen und gelangte somit auf Du und Du mit der High Society. Er ist leider auch kamerascheu. Vielleicht lernen wir ihn nächstes Jahr einmal persönlich kennen…
Die Uferpromenade des Hauptortes ist gesäumt von kleinen Läden, Cafés und Tavernen. Die Abendstunden bei einem guten Gläschen dort zu verbringen nachdem die letzten Tagestouristen die Fähren bestiegen haben, hat etwas ganz Besonderes. Zahlreiche Museen und Galerien mit wechselnden Ausstellungen, zum Teil versteckt in den verwinkelten Seitengassen, lassen die Herzen Kunstinteressierter höher schlagen.
Wanderung auf der Insel Hydra: Zum Prophet Elias Kloster
Außer dem Hauptort der Insel bietet Hydra einige verstreute und abgelegene Klöster. Da wir immer gerne wandern und erst dann Orte und Landschaften so richtig erleben, begreifen und spüren, machten wir uns auf zum im Hinterland gelegenen Prophet Elias Kloster. Beschwerlich war der steile Anstieg, aber der herzliche Empfang durch den Mönch und die absolute Stille ließen uns die Anstrengungen sofort vergessen.
Stolze 16 Jahre ist der Hund des Klosters schon alt. Er sieht leider nichts mehr und kann sich kaum noch bewegen, aber genießt das friedliche Leben im Kloster. Wir hoffen, dass er nächstes Jahr noch lebt, wenn wir bestimmt wieder auf den Inselberg aufsteigen. Auch der Ausblick von dort oben ist genial, oder?
Empfohlene Revierführer und Seekarten
Wir haben so ziemlich alle gängigen Hafenhandbücher und Revierführer. Folgende Literatur der Region verwenden wir persönlich gerne und können sie Euch auch guten Gewissens weiterempfehlen…
Hafenguide Griechenland 1* von Per Hotvedt, beinhaltet folgende Seegebiete: Albanien, Ionisches Meer inklusive Peloponnes, Golf von Korinth, der Küste von Athen einschließlich des Saronischen Golfs. Der sehr umfangreiche Hafenguide ist zwar teuer aber sein Geld wert. Durch die Luftaufnahmen aller beschriebenen Häfen und Ankerbuchten und die dazugehörenden Hafenpläne weiß man vorher schon genau, ob der angestrebte Ort auch den Wünschen der Mannschaft entspricht.
Charterführer Ostpeloponnes* von Melanie Haselhorst und Kenneth Dittmann. In diesem erst im Jänner 2018 erschienenen Törnführer werden folgende Seegebiete abgedeckt: Saronischer Golf mit den Inseln Aegina, Angistri und Poros; der Argolischer Golf mit den Inseln Hydra, Dokos und Spetses und der Südostpeloponnes. Dabei werden ein- und zweiwöchige Törns vorgestellt und nebenbei wird auf Land und Leute eingegangen.
Seekarten* von Imray für das Ionische Meer. G12, G121, G13, G14, G15 und G16 sind bei uns alle als Backup neben den elektronischen Seekarten am Schiff vorhanden.
Peloponnes Reiseführer* von Hans-Peter Siebenhaar. Wir schätzen die Reise- und Wanderführer vom Michael Müller Verlag sehr – speziell deren individuelle Wandertipps.
Wir hoffen, Ihr habt durch unseren Törnbericht einen guten Überblick über die Insel Hydra gewinnen können. Wenn Euch unser Blogartikel gefällt, freuen wir uns über, wenn Ihr ihn Euren freunden weiterempfehlt. Bei Fragen oder Anmerkungen zu Hydra, schreibt gerne einen Kommentar am Ende der Seite.
6 Comments
Hallo Markus, wie immer informativ, ganz abgesehen von den schönen Fotos. Ich hab noch eine Frage zur Mandraki Bay. Wie und wo hast Du geankert, man liest ja z.B. in Navionics richtige Schauergeschichten über diese Bucht betreffend alten Ketten am Boden etc.. Hast Du Landleinen benutzt? Wir werden wahrscheinlich nächstes Jahr von Leros Richtung Preveza aufbrechen und da werden wir sicher auch an Hydra vorbeikommen. Freuen uns schon darauf.
Schön, dass dir unser Revierbericht gefällt.
In der Mandraki Bay ankern wir fast immer entlang der Nordost-Küstenlinie mit Landleinen.
Wünsche euch einen schönen Törn,
liebe Grüße
Markus
Noch ein Hinweis zu der Bucht, da dort wohl die meisten ankern. Wenn man weit zum Ankern reinfährt, sieht man rechts ein paar Muringbojen für einheimische Motorboote. Unter Wasser ist dort eine große Stahlkonstruktion, sieht aus wie alte Verschalungen vom Bau. Vermutlich wurde das mal versenkt, um die Muringbojen daran festzumachen. Wenn man aber Pech hat, verfängt sich der Anker darin. Wir hatten es nur knapp verfehlt.
Danke Hendrik für den Hinweis zur Mandraki Bucht.
Die Geburt des Hydra-Mythos und ein Kurbad im Dornröschenschlaf
https://www.griechenland.net/tourismus/reportagen/20533-die-geburt-des-hydra-mythos-und-ein-kurbad-im-dornr%C3%B6schenschlaf
vg aus Hamburg, kv
Vielen Dank für den informativen Link!
Lg Monika