Segeln ItalienSegeln Kroatien

Ein genialer Meilentörn entlang der kroatischen Inselwelt

Wow, wie schnell diese weltmeisterliche Segelwoche vergangen ist. Gerade sind wir erst in Lignano gestartet und schon sind wir am südlichsten Ausklarierungshafen von Kroatien in Cavtat angekommen. Hier eine kurze Zusammenfassung des perfekt abgelaufenen Oneway Meilentörn Kroatien…

Start des Meilentörns: Samstag, 12.07.

Zeitig in der früh besorgte ich noch die letzten frischen Lebensmittel. Danach holte ich Manuel und Christian von Lignano Stadt ab, und wir bunkerten die eingekauften Lebensmittel und die beiden bezogen ihre Kabinen. Nachdem um die Mittagszeit Hochwasser angesagt war, führten wir im Anschluss gleich die Bordeinweisung durch, damit einem baldigen Auslaufen nichts mehr im Wege stand. Um 11.55 Uhr hieß es dann Leinen los und wir motorten die ersten Seemeilen hinaus in die Lagune. Ab der Marina Punta Faro ging es dann schon unter Segeln weiter.
start-meilentoern-noerdliche-adria
Um 17.00 Uhr klarierten wir in Umag in Kroatien ein und weiter ging es bis nach Vrsar. Am Weg dorthin verschlechterte sich das Wetter ständig, und mehrere Gewitter zogen vor und hinter uns vorbei. Die letzten Seemeilen vor unserem Ankerplatz erwischte es uns dann aber leider auch noch volle. Es schüttete wie aus Eimern und blitzte und donnerte enorm. Also schnell das Ankermanöver fahren in stockfinsterer Nacht. Unser Jumbo-Anker hielt Gott sei Dank gleich beim ersten Ankermanöver bombig. Nach einer ausgiebigen Jause und einem obligatorischen Ankerbier fielen wir zu Mitternacht todmüde in unsere Kojen.

Meilentörn über den Kvarner: Sonntag, 13.07.

Kurz vor 05:00 Uhr weckte mich der Handywecker. Müde kroch ich aus meiner Koje. Nachdem sich das Schlechtwetter über Nacht verzogen hatte, gingen wir gleich Anker auf und setzten die Segel. Gemütlich segelten wir die ersten Seemeilen beim wach werden vorbei an Vrsar…
vrsar-bei-morgengrauen

Danach gabs Frühstück: Frischen Obstsalat, Joghurt, Müsli, Schinken, Wurst, Käse, weiche Eier, frisch gebrühten Espresso, Honig, Marmelade, Nutella, Erdnussbutter uvm.

Wir konnten dann den ganzen Tag segeln. Bald waren wir an Rovinj vorbei, dann Brijuni und Pula. Dann folgte der gefürchtete Kvarner, der sich an diesem Tag aber harmlos zeigte. Natürlich wollten wir uns am Abend gerne das Fußball WM Finale ansehen. Besonders Manuel, der ja als deutsches Crewmitglied so quasi als zwölfter Mann mitverantwortlich für Sieg oder Niederlage der Deutschen Mannschaft war. Und so haben wir gegen Abend Susak angesteuert…
susak-ansteuerung

Eigentlich wollten wir vor dem Ort Susak ankern, nachdem da jetzt im Nordosten der Bucht ein Bojenfeld errichtet wurde, ist das aber nicht mehr erlaubt und wir mussten eine Boje nehmen. Da wir aber erst kurz vor 20.00 Uhr an der Boje festmachten, kam an diesem Abend keiner mehr kassieren. Wir badeten noch gemütlich, bevor wir mit dem Dinghy an Land fuhren und ein Restaurant mit Live-WM-Finalübertragung suchten. Bei Cevapcici mit Pommes und Bier verfolgten wir also das Fußball WM Finale. In dem Lokal befanden sich auch einige deutsche Fußball-Experten, die lautstark Anweisungen an das Team gaben. Manuel wusste zuerst nicht genau, ob er sich für seine Landsmänner schämen oder einfach nur lachen soll. Wir hatten dann jedenfalls einen sehr sehr lustigen Abend und feierten mit Manuel den Fußball-Weltmeistertitel. Von da an, war das meistgenutzte Wort an Bord der Nambawan: weltmeisterlich. Das Segeln, das Essen, die Drinks, der Wind, die vorbei ziehende Landschaft, es war schlicht und einfach ein weltmeisterlicher Meilentörn…

Gewitter und Windhosen begleiten uns: Montag, 14.07.

Und wieder kurz vor 05:00 Uhr weckte mich mein Wecker. Jeden Tag wird das Aufstehen härter, aber die schöne Morgenstimmung lässt einem die Müdigkeit gleich wieder vergessen…
susak-im kielwasser
morgenrot-susak

Bis auf Höhe der Insel Premuda ging es gut und schnell dahin, und wir konnten den lokalen Gewittern und Windhosen um uns herum gut ausweichen…
regenschauer-gewitter

Wir glaubten kurzzeitig, wir sind die Heros! Uns erwischt kein Regen 😉
Denkste, und schon waren wir mitten drin… Davon gibt es leider keine Bilder. In solchen Momenten hat man immer andere Sorgen und keine Zeit zum Fotografieren. Nach ein paar Stunden war die Front aber durch und auf den letzten Seemeilen begegneten wir sogar noch Delfinen im Nationalpark der Kornaten.
delfine-kornaten
Wir erreichten nach knapp 13 Stunden unser Tagesziel in den Kornaten. Genauer die kleine Insel Levrnaka, wo wir in der Lojenabucht als einzige Yacht den Anker fallen ließen. Das glasklare Wasser lädt zum Schwimmen ein, oder?
kornaten-glasklares-wasser

Wir erkunden nach einem ausgiebigen Bad im warmen Meerwasser die Insel Levrnaka. Später gesellte sich für ein paar Stunden eine weitere Yacht hinzu…
levrnaka-ankerbucht
levrnaka-lojena-ankerbucht

Nach einem kurzen Fußmarsch gelangten wir auf die andere Inselseite, wo sich im Süden der Bucht ein ganz gutes und professionell geführtes Restaurant mit dem Namen “Levrnaka” befindet. Leicht zu merken, da der Name gleich lautet wie der Inselname…
levrnaka-kornaten
levrnaka-konoba-sunset

Nach einem guten Thunfischsteak spazierten wir im Dunkeln retour auf die andere Inselseite und fuhren mit dem Dinghy zurück an Bord. Dann noch einen kurzen Absacker im Cockpit und rein in die Koje. Die Nacht wird wieder kurz…

Anmerkung für Gehfaule: Vor der Konoba Levrnaka kann man auch am Schwimmsteg mit Muringleinen festmachen. Stromanschluss vorhanden. Wir bevorzugen aber wenn möglich immer die Ankerbucht.

Meilentörn in Kroatien unter Parasail Wingaker: Dienstag, 15.07.

Viel zu schnell verging wieder mal die Nacht, aber wir wollen weiter gute Segelmeilen machen und da ist es von Vorteil, wenn man den Wind am Morgen nutzt. Und heute hatten wir erstmals achterlichen Wind. D.h. wir setzten den Wingaker
wingaker-segeln-kornaten

Schön behutsam zog uns der Parasail Wingaker Richtung Süden nach SV Klement. Meine zwei Jungs an Bord waren wieder mal richtig begeistert von dem innovativen Leichtwindsegel, das u.a. auch Parasail oder auch Parasailor genannt wird. Leider hat uns nach 51 sm der Wind verlassen und wir mussten die letzten 19 sm unter Motor zu unserem Tagesziel motoren. So voll hab ich dann die südlich gegenüber der Marina liegende Bucht auch noch nie gesehen.
sv-klement-ankerbucht
Später stellte sich heraus, dass an diesem Abend David Guetta in Brac an einem Open Air Konzert auftrat und viele junge Crewmitglieder dort hin wollten. Wir verbrachten zuerst einen relaxten Abend an Bord und fuhren nach Sonnenuntergang mit dem Dinghy an Land, wo wir im Marinarestaurant aßen und danach recht schnell in unsere Kojen verschwanden…

Meilentörn nach Korcula: Mittwoch, 16.07.

Kurz vor 6:00 Uhr lichteten wir erneut den Anker uns setzten im Anschluss gleich die Segel. Weiter ging es mit dem Wingaker bzw. Groß und Genua bis nach Korcula.
kurcula-in-sicht
korcula-stadt

So kurze Distanzen von nur 35 sm waren wir gar nicht mehr gewohnt. Wir ankerten etwas südöstlich der Marina Korcula in der Bucht Luka, wo wir über Facebook ein Treffen mit Brigitte und Ferry von der SY Alrisha vereinbart hatten. Am Nachmittag ließen die Beiden dann ihren Anker neben unserer Nambawan fallen und Brigitte schwam gleich mal zu uns auf einen kurzen Plausch rüber, wo wir einen Besuch auf ihrem Schiff vereinbarten. Meine segelbegeisterten Burschen wollten natürlich die gut ausgestattete Alu-Fahrtenyacht der Beiden besichtigen und ich war neugirig auf ihre aktuellen Griechenland Seglergeschichten der letzten acht Wochen. So wurde das Ganze ein sehr langer und intensiver Segler- und Weinerfahrungsaustausch, der bis spät in die Nacht andauerte. Danke nochmals euch Beiden für die schönen gemeinsamen Stunden.

Gewittersegeln bis kurz vor Dubrovnik: Donnerstag, 17.07.

Noch sehr müde und verschlafen gingen wir um 7:30 Uhr Anker auf. Auf der daneben ankernden Alrisha war noch kein Lebenszeichen sichtbar. Gleich außerhalb der Bucht setzten wir wieder mal die Segel und nahmen Kurs Richtung Dubrovnik. Meine zwei Mitsegler verschwanden an diesem Vormittag immer wieder mal für länger in ihren Kojen. Nur der Skipper musste wieder mal hart durchhalten. Am frühen Nachmittag verschlechterte sich das Wetter dann immer mehr und schon waren wir wieder mal in einem Gewitterherd. Wie man sieht, ist ja die Luft schon ganz schön warm, sodass so eine Süßwasserdusche an so einem Tag auch ganz gut tun kann…
gewitter-vor-dubrovnik

Wir haben dann zuerst Slano, eine gut geschützte Bucht am Festland angesteuert, um unsere Wassertanks aufzufüllen. 30 Kuna für das Anlegen am Steg um Wasser zu füllen fanden wir ganz ok. Über Nacht wollten wir hier aber nicht bleiben, dafür gefiel es uns hier nicht gut genug und vor allem ankern wir lieber. Daher segelten wir weiter bis zur Insel Lopud wo wir in der Bucht Sunj im Südosten ankerten und später auf die andere Inselseite zum Abendessen wanderten. Hier ein paar Impressionen dazu…
lopud-sunj-bucht
lopud-sunset

Entspannter Segeltag nach Cavtat: Freitag, 18.07.

Nachdem wir nicht mehr weit bis nach Cavtat hatten, konnte sich heute mal jeder nach Lust und Laune ausschlafen, baden gehen usw. Danach gab es ein richtig chilliges Frühstück ohne Krängung. Das tut auch mal gut!
Daher sind wir heute erst um 13:15 Anker auf gegangen und haben gleich unter Segeln abgelegt. Am Weg nach Cavtat haben wir noch einen Tankstopp in Dubrovnik eingelegt. 50 Liter Diesel haben wir für die insgesamt 346 sm zurückgelegte Strecke von Lignano nach Cavtat benötigt. Davon sind wir 288 sm (83%) unter Segel und nur 58 sm (17%) unter Motor gefahren. Wir sind mit unserer Segelleistung mehr als zufrieden.

Kurz vor Cavtat begegneten wir dann noch der SY Maltese Falcon, die auch dort vor Anker lag. Immer wieder beeindruckend, die fast 90 Meter lange Luxusyacht live zu sehen…
maltese-falcon-in-cavtat

Wir ankern jetzt in der Bucht Tiha östlich der Stadt Cavtat und werden den erfolgreich zu Ende gegangenen Meilentörn von Norditalien nach Südkroatien heute Abend noch gebührend ausklingen lassen. Christian und Manuel, Ihr wart eine absolut spitzenmäßige Crew! Danke Euch nochmals für die schönen gemeinsamen Stunden an Bord der Nambawan!

Empfohlene Revierführer und Seekarten für Kroatien

Wir haben so ziemlich alle gängigen Hafenhandbücher und Revierführer von Kroatien in den letzten Jahren gesichtet. Folgende Literatur des Seegebiets verwenden wir persönlich gerne und können sie Euch auch guten Gewissens weiterempfehlen…

Kroatien, Slowenien & Montenegro – 888 Häfen und Buchten* von Karl-Heinz Beständig. Dieser Buchten- und Hafenführer ist das Standardwerk für das oben angeführte Seegebiet schlechthin. Diesen Guide sollte sich eigentlich jeder zulegen, egal ob Charterskipper oder Eigner.

Hafenguide – Kroatien, Montenegro und Slowenien* von Emma Glaumann, Joakim Hermansson und Per Hotvedt. Diese Art von Hafenführer mit übersichtlichen Luftaufnahmen und klassischen Hafenplänen werden sich unserer Meinung nach in den nächsten Jahren durchsetzen. Sie sind zwar teuer, aber ihr Geld wert! Durch die Luftaufnahmen aller beschriebenen Häfen und Ankerbuchten und die dazugehörenden Hafenpläne weiß man vorher schon genau, ob der angestrebte Ort auch den Wünschen der Mannschaft entspricht. Also gerade für Crews mit wenig Zeit am Wasser ein ideales Planungswerkzeug. Dieser virtuelle Guide soll auf Adria-Törns in keinem Cockpit fehlen!

Sportbootkartensatz Adria Nord* von Delius Klasing. Der sehr übersichtliche Sportbootkartensatz enthält 3 Überseglerkarten sowie 25 Revier- und Detailkarten zur Navigation an der Adriaküste von Venedig über Rijeka und Sibenik bis Drvenik V. – inklusive der Inseln.

Sportbootkartensatz Adria Süd* von Delius Klasing. Der sehr übersichtliche Sportbootkartensatz enthält 3 Überseglerkarten sowie 16 Revier- und Detailkarten zur Navigation an der Adriaküste Kroatiens und Montenegros im Abschnitt von Zirje über Split und Dubrovnik bis Bar – inklusive der Inseln.

Reiseführer mit vielen praktischen Tipps – Kroatische Inseln und Küstenstädte* von Lore Marr-Bieger. Wir schätzen die Reise- und Wanderführer vom Michael Müller Verlag sehr – speziell deren individuelle Wandertipps.

Previous post

Unbeschwerte Tage auf See

Next post

Mit wenig Wind von Kroatien nach Korfu

Markus Silbergasser

Markus Silbergasser

Ich bin leidenschaftlicher Fahrtensegler, Blogger, freiberuflicher Yachtredakteur und Reisefotograf mit über 43.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser. Segle als Ausgleich und Quelle der Inspiration.
Details zu meiner maritimen Ausbildung und Reviererfahrung findet Ihr hier...

No Comment

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.