Meilentörn Sizilien – Sardinien: Ein- und Zweihandsegeln
Juhuu, es geht los mit einem “Meilentörn Sizilien – Sardinien”. Nach einer grandiosen “Warming up” Segel- und Wanderwoche im Archipel der Liparischen Inseln, war es nun Zeit, unseren Winterliegeplatz in der Capo d’Orlando Marina endgültig aufzugeben. Der Abschied von den lieb gewonnenen Marina- und Werftmitarbeitern, Stegnachbarn und neu gewonnenen Freunden in der Umgebung fiel wie immer schwer. Aber wir werden ja nach der Segelsaison im Herbst für eine weitere Wintersaison wiederkommen.
Samstag, 19.05. Einhand von Capo d’Orlando nach Cefalù
Nachdem keiner meiner Segelfreunde Zeit hatte, um mich bei dem Meilentörn zu begleiten, legte ich alleine bei Flaute am frühen Vormittag aus der Marina Capo d’Orlando ab und motorte leider die gesamte Strecke (ganze 38 Seemeilen) bis nach Cefalù. Ich hatte schon viel über diesen sehenswerten Ort an der Nordküste von Sizilien gehört. Dieser Ort gehört zum Pflichtprogramm jedes Sizilientouristen. Natürlich wollte ich ihn mir auch nicht entgehen lassen…
Nachdem es nahezu windstill war, bin ich direkt vor der Altstadt vor Anker gegangen und habe mir am Abend die pittoreske Altstadt mit ihren schön gepflasterten Gassen und engen Bogendurchgängen angesehen. Einen detaillierten Bericht dazu findet Ihr hier.
Sonntag, 20.05. Von Cefalù über Palermo nach Ustica
Bereits bei Morgengrauen ging es wieder weiter. Zuerst leider wieder unter Motor bis zum Capo Zafferano, dann kam endlich Wind auf, und ich konnte die Segel setzen um nahezu lautlos durchs Wasser zu gleiten. Welch Genuss! Palermo, die Hauptstadt Siziliens ließ ich Backbord liegen. Ich steuerte den etwas nördlich gelegenen Ort Mondello an, um dort doch noch einen Segelfreund aufzunehmen, der spontan beschlossen hatte dabei zu sein und heute Morgen von Wien nach Palermo mit dem Flugzeug anreiste. Vom Timing her passte es ideal. Nach dem Ankern in der attraktiven Bucht vor Mondello (Google-Maps) mit glasklarem Wasser, konnte ich noch schnell eine Runde ums Boot schwimmen und mich frisch machen, bevor es mit dem Dinghy an Land ging, um Jakob aufzunehmen.
Wir hatten beide einen sympathischen und quirligen Badeort vorgefunden, wo scheinbar viele Palermitaner gerne ihren Sonntag verbringen. Es gab auch viele gut besuchte Restaurants – wir hatten natürlich auch gleich ein paar Köstlichkeiten zu uns genommen. Hier z.B. ein typisch sizilianisches Fischgericht: Sarde a beccafico. Das sind Sardinen mit Hartweizenbrot-Semmelbrösel Füllung und Panier. Schaut seltsam aus, schmeckt aber ganz gut!
Nach unserer kurzen Labung ging es wieder zurück aufs Boot und sofort Anker auf. Wir wollten nämlich den guten Wind nutzen und noch nach Ustica weiter segeln. Ciao Mondello, es war leider sehr kurz, aber sehr schön! Ich komme Dich bestimmt nochmals besuchen, dann bleibe ich aber etwas länger – verprochen. 😉
Mit zuerst etwas achterlichem Wind, dann mit Halb- und später Amwind ging es nahezu mit Rumpfgeschwindigkeit die 31 Seemeilen gen Norden. Hier ist die abgelegene Insel Ustica schon zu sehen. Mit gutem Segeltrimm können wir die Ansteuerung des Hafens noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen…
… und es ist sich ideal ausgegangen – welch schöner Segeltag und traumhaft schöner Sonnenuntergang.
Zwar knapp nach Sonnenuntergang aber mit ein wenig Restlicht erreichten wir den kleinen Hafen von Ustica (Google-Maps). Hier legt man wie auch in Griechenland üblich, mit Buganker und Heckleinen römisch katholisch an…
Auf der Insel haben uns alle gleich sehr freundlich und relaxed empfangen. Ein älterer Herr hat uns auch sofort ein Lokal zum Abendessen empfohlen und uns dann auch gleich mit seiner alten Klapperkiste dort hingefahren…
Das Restaurant L’Isolotto im Oberort hat sich als sehr gut herausgestellt und die Spaghetti al Nero mit Kalamari schmeckten köstlich.
Montag, 21.05. Meilentörn von Ustica nach Sardinien
Nach dem intensiven und erlebnisreichen Sonntag haben wir uns am Montag erstmals ein wenig ausgeschlafen, bevor wir die Insel ein wenig weiter erkundeten. So eine ruhige und friedliche Atmosphäre gibt es hier vermutlich auch nur in der Vorsaison…
Die Scooter standen für eine ausgiebige Inselerkundung zwar schon bereit. Nachdem aber Wind und Wetter für ein Weitersegeln nach Sardinien ganz gut passten, entschieden wir uns fürs baldige Ablegen. Noch schnell beim netten Hafenmeister den Liegeplatz beglichen…
… legten wir kurz darauf auch schon ab. Zuerst die Südküste von Ustica entlang Richtung Westen, dann am Leuchtturm Punta Gavazzi vorbei hinaus aufs offene Meer.
Als nächster Wegpunkt wurde Arbatax an der Ostküste Sardiniens eingegeben. Entfernung 177 Seemeilen, bei einem Kurs von 296 Grad. Nachdem man bei unserer Bootsgröße im Durchschnitt mit 5 Knoten Fahrt rechnen kann, heißt das eine Dauer von 35 Stunden. Somit haben wir eine ETA von 24:00 Uhr von Dienstag auf Mittwoch errechnet.
Die ersten paar Stunden konnten wir bei wenig Wind gemütlich dahinsegeln. Danach schlief der Wind leider ein, und wir mussten über die Nachmittags- und Nachtstunden öfter auch mal die Maschine dazuschalten. Dafür sichteten wir mehrere Meeresschildkröten und Delfinschulen.
Wir hatten für die Nachtschichten keine fixen Wachzeiten eingeteilt, jedoch musste jede Schicht mindestens zwei Stunden dauern. Dieser flexible Wachplan hat sich gerade bei kleiner Crew auf der NAMBAWAN in den letzten Jahren als eine sehr brauchbare Lösung herausgestellt. Die zweite Nachthälfte und den ganzen nächsten Tag konnten wir dann traumhaft schön segeln – mit durchgängig 6 bis 7 Knoten SOG. Durch die Rauschefahrt unter Segeln schafften wir doch noch einen Landfall nahe Arbatax in der Abenddämmerung. Also wieder “just in time” auf Sardinien angekommen. Hungrig und müde sind wir dann noch mit dem Dinghy an Land gefahren und haben uns in der nächstgelegenen Pizzeria ein gutes warmes Abendessen gegönnt.
Mittwoch, 23.05. Relax- und Badetag in Porto Frailis
Dass es hier in der Ankerbucht von Porto Frailis (Google-Maps) so schön ist, hatten wir beide gestern bei unserer Nachtansteuerung nicht vermutet. Hier lässt es sich doch aushalten, oder?
Nach den Bildern zu urteilen, könnt Ihr uns vermutlich gut verstehen, dass wir hier gleich mal einen Relax- und Badetag einlegten. Uns wurde bei dem Anblick am Morgen auch sofort bewusst, dass Sardinien mit Recht für glasklares Wasser und atemberaubend schöne Buchten steht.
Donnerstag. 24.05. Gemütliches Küstensegeln mit Badestopp an der Cala Luna
Nun war es aber wieder Zeit, um Neues zu entdecken. Mit wenig Wind aus Osten segelten wir gemütlich die Sardinische Ostküste gegen Norden. Hier kurz nach dem Segelsetzen auf Höhe des Leuchtfeuers Capo Bellavista in Arbatax.
Nach ca. 20 Seemeilen haben wir einen Bade- und Erkundungsstopp an der Cala Luna (Google-Maps) eingelegt. Die Bucht liegt umgeben von beeindruckenden Felswänden mit mehreren leicht begehbaren Grotten auf Meeresniveau, in denen in den 1970er Jahren Hippies wohnten.
Später sind wir noch die 3 Seemeilen nach Carla Gonone weitermotort, wo wir uns vor dem kleinen Hafen erneut einen für uns passenden Ankerplatz (Google-Maps) suchten. Den Abend verbrachten wir gemütlich an Land in dem in der Vorsaison recht ruhigen Touristenort.
Freitag, 25.05. Weiter geht’s der Ostküste Sardiniens entlang
Nach einer ruhigen Nacht vor Anker geht es am frühen Vormittag weiter. Leider zu Beginn wieder ohne Wind, so mussten wir die ersten 18 Seemeilen unter Motor fahren. Die vorbeiziehende Küstenlandschaft faszinierte uns trotzdem…
Danach kam endlich Wind auf, und wir konnten die restlichen 12 Seemeilen bis zu unserem Tagesziel nahe Porto Ainu segeln. Vor dem schönen langen Sandstrand mit gut duftendem Pinienwald im Hintergrund ließen wir den Anker fallen (Google-Maps). Das Wasser war, wie auf Sardinien typisch, glasklar. Auch der Anker hielt sofort auf dem weichen Sandboden.
Bei Sonnenuntergang sind wir dann an Land gefahren und haben dabei einen einmaligen Sonnenuntergang erlebt. Unsere SY NAMBAWAN wieder mal ganz alleine in der Bucht vor Anker. Das Restaurant Shardana, das sich in dem nahen Pinienwald versteckt, hatten wir uns bereits am Nachmittag schon aus Google-Maps herausgearbeitet. Es hatte aus den User-Bildern alles schon sehr gut und einladend ausgesehen und hat uns schlussendlich in Natura auch wirklich begeistert.
Alleine die Meeresfrüchte Vorspeisenplatte war extrem köstlich – ich muss echt sagen, da muss ich alleine wegen des guten Essens unbedingt nochmals hin!
Samstag, 26.05. Weiter geht’s Richtung Olbia
Nachdem in den letzten Tagen der Wind immer erst um die Mittagszeit auffrischte, nutzten wir den Vormittag, um wieder einmal unsere Bordvorräte ein wenig aufzustocken. Wir sind in der Früh also nochmals mit dem Dinghy an Land gefahren und in den kleinen Ort Budoni spaziert, wo wir ein paar kleinere Supermärkte mit frischem Obst und Gemüse fanden. Am Weg retour lachte uns auch noch ein gemütliches Cafè an.
Danach ging es unter Segeln weiter gen Norden Richtung Punta Coda Cavallo, das wir bald darauf auch inklusive der kleinen nachgelagerten Insel Proratora umrundeten. In der bildhübschen Bucht Capo Coda Cavallo legten wir dann einen Ankerstopp (Google-Maps) ein.
Fasziniert von der Naturschönheit und der freundlichen und hilfsbereiten einheimischen Sonnenliegenvermieter, die wir bei unserem kurzen Landgang kennerlernten, wollten wir uns noch einen weiteren Hotspot der Gegend ansehen. Schön langsam nähern wir uns der Costa Smeralda.
Wir waren gefesselt von dem besonderen Abendlicht, das die Felsen vom Capo Girgolu (Google-Maps) in ganz besonderen Brauntönen schillern ließ. Da musste ich natürlich sofort aufs Rigg und danach ins Dinghy, um diese besonderen Stimmungen mit der Kamera festzuhalten.
Müde aber zufrieden steuerten wir bei Einbruch der Dunkelheit den nahegelegenen Ankerplatz an (Google-Maps). Gut, dass es auch hier am Strand gleich zwei Restaurants gab. So blieb auch nach diesem intensiven Segeltag die Bordküche am Abend unbenutzt.
Sonntag, 27.05. Unter Segeln zum La Maddalena Archipel
Bei kühlem und nassem Wetter haben wir erst am Sonntagnachmittag den Ankerplatz verlassen und gleich nach dem Ankeraufgehen die Segel gesetzt. Die Insel Tavolara haben wir zuerst steuerbords liegen gelassen und den Bug Richtung Norden gerichtet.
25 Seemeilen war die Tagesetappe lang. Dabei wechselten sich Regen und Sonnenschein mehrmals ab. Wir sind schlussendlich bis zur Westküste der Insel La Maddalena gesegelt und haben wieder mal als einzige Yacht eine Bucht südlich der Cala Francese den Anker geworfen (Google-Maps). Kurz darauf zog ein ziemlich heftiges Gewitter über den Archipel, mit schönem Regenbogen im Anschluss.
Erst nachdem das Gewitter abgezogen war und sich der Wind beruhigte, konnten wir mit dem Dinghy an Land übersetzen. Ein weiteres Naturschauspiel – der Sonnenuntergang und die regennassen Blumen, die den Wegesrand in die Stadt La-Maddalena säumten.
Nun hatten wir uns eine gute Pizza verdient. Hier im Zentrum von La Maddalena findet bestimmt jeder ein für sich passendes Restaurant…
Montag, 28.05. Ende des Meilentörn Sizilien – Sardinien
So schnell und abwechslungreich können also 10 Segeltage vergehen. In Cannigione (Google-Maps), im Norden von Sardinien hat mich Jakob wieder verlassen. Danke nochmals für die schönen gemeinsamen Stunden an Bord unserer NAMBAWAN und Deine Spontanität, so kurzfristig mit mir mitzukommen. Im nächsten Blogartikel werde ich Euch die Costa Smeralda bzw. den La Maddalena Archipel genauer vorstellen.
Empfohlene Revierführer und Seekarten für den Meilentörn
Wir haben so ziemlich alle gängigen Hafenhandbücher und Revierführer von dem oben beschriebenen Seegebiet. Folgende Literatur der Region verwenden wir persönlich gerne und können sie Euch auch guten Gewissens weiterempfehlen…
Küstenhandbuch Italien: Ventimiglia – Brindisi, mit Sardinien, Sizilien und Malta* von Rod Heikell
Dieser Revierführer ist das unverzichtbare Standardwerk für jeden Yachtsegler in italienischen Gewässern. Es beschreibt sämtliche Küsten und Inseln Italiens und ist so dem Yachteigner oder Charterskipper ein zuverlässiger Begleiter vor und während des Törns. Genaue Informationen zu sämtlichen Häfen und Ankerplätzen werden ergänzt durch wichtige Informationen zu Formalitäten und Vorschriften, Klima, Wetter, Land und Leuten.
Seekarten* von Imray für die liparischen Inseln (M47). Für Sizilien und Umgebung gibt es noch folgende Charts M19, M31, M35, M36 und M49.
Sizilien Reiseführer* von Thomas Schröder. Wir schätzen die Reise- und Wanderführer vom Michael Müller Verlag sehr – speziell deren individuelle Wandertipps.
Sardinien Reiseführer* von Eberhard Fohrer. Individuell Reisen mit vielen praktischen Tipps, nennt sich der kompetente und übersichtlich gestaltete Reise- und Wanderführer vom Michael Müller Verlag.
4 Comments
Lieber Markus,
das war eine super Woche auf den liparischen Inseln, segeln und wandern so richtig zum Auftanken, komme gerne wieder !
Viele Grüsse von der Isle of Wight
Uli
Lieber Uli,
freut mich sehr, dass Dir der Törn mit mir auf den liparischen Inseln so gut gefallen hat.
Würde mich freuen, wenn Du mich/uns wieder mal auf einem Teilstück begleitest.
LG aus der Costa Smeralda
Markus
Lieber Markus,
danke für die wunderbaren Erinnerungen an diesen großartigen Törn. Besonders der Sonnenuntergang auf La-Maddalena bleibt mir unvergessen!
Liebe Grüße aus Japan,
Jakob
Hey Weltenbummler,
schön von Dir zu hören!
Ja das stimmt, der Sonnenuntergang auf La-Maddalena war nach dem Durchzug des Gewitters einzigartig.
Euch noch eine wunderschöne Weltreise,
passt gut auf Euch auf und bis bald.
LG Markus