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ISAF Sicherheitstraining in Wiener Neustadt

Die letzten zwei Tage haben wir das ISAF Sicherheitstraining in Wiener Neustadt unter der Leitung von Heinz Ressl von sea-man-ship austria absolviert. Veranstalter war Andreas Hanakamp von segelwelt.at. Theoretische und praktische Einheiten wechselten sich kurzweilig ab. Hier ein Auszug vom ISAF (International Sailing Federation) Sicherheitstraining…

Sicherheitsaspekte

Das gesamte Standardequipment an Bord wurde durchgegangen. Das Steuern mit Notpinne wollen wir nächstes Jahr mal in der Praxis an unserer Nambawan austesten und ggf. die Notpinne optimieren. Auch eine Bergeschlaufe zum Abbergen über Bord gegangener Crewmitglieder wollen wir ergänzen. D.h. unsere To-Do-Liste wird schon wieder länger!

Schäden an Bord inklusive Lösungsvorschläge

Themen wie Ruderbruch, Ruderverlust, Mastbruch, Bau eines Notriggs, Wassereinbruch, Strandung, Kielverlust etc. wurden im Detail inklusive “Was mache ich, wenn mir so etwas passiert” besprochen.
isaf-segeln-theorie

Im Rahmen der praktischen Übungen wurde auch eine Want gekappt – das ist eine harte Arbeit! Daher wichtig, dass man einen geeigenten und robusten Wantenschneider mit an Bord hat.
wanten-schneiden

ISAF Sicherheitstraining behandelt auch Schwerwetter

Nach dem Motto “Schäden vermeiden und Risiken minimieren” wurde auf die Vorbereitungsmaßnahmen inklusive Wetterbeobachtung und  Creweinweisung eingegangen. Welche Möglichkeiten haben wir? Welche Strategie verfolge ich? Alternative – Plan B zurechtlegen etc. Handling und Möglichkeiten während des Schwerwetters… Ein richtiges Sturmsegel aus schwerem Tuch werden wir uns da auch noch zulegen, um für den Ernstfall bestmöglich gerüstet zu sein.

MOB (Mann-über-Bord) Manöver

Ein wichtiger Teil des ISAF Approved Offshore Personal Survival Trainings Course ist das Thema MOB, selten auch die geschlechtsneutrale Version “Mensch-über-Bord-Manöver” oder “Person-über-Bord-Manöver” genannt. Wesentlich dabei sind die Vorbeugungsmaßnahmen wie Strecktaue am Deck sinnvoll anbringen und das Tragen der Rettungsweste inklusive Harness und Einpicken bzw. Einhaken in das Strecktau.

Wenn es aber doch einmal passieren sollte (großteils passiert es beim Pinkeln über die Reling) wurde die Vorgangsweise beim MOB-Alarm bzw. die möglichen MOB-Manöver durchgegangen. Wie sich die Rettungsweste im aufgeblasenen Zustand anfühlt wurde in der Praxis getestet.

Zuerst ist es immer wichtig, dass die Rettungsweste ordentlich angepasst wird – dann ab ins Wasser!
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Hier nun Monika mit ihrer Offshore Automatikweste 275 N. Der hohe Auftrieb dieser Rettungsweste dreht den Körper automatisch in eine ohnmachtssichere Schwimmlage…
monika-springt
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Wenn man nicht bewusstlos ist, lässt man dann Luft aus der Weste aus, damit man einen besseren Überblick im Wasser hat und handlungsfähiger ist. Anmerkung: Standard-Rettungswesten haben einen Auftrieb von 150 N.

Bei mir dauerte es ca. 10 Sekunden, bis die Automatikweste auslöste. Durch die vielen Luftblasen im Ölzeug, war der Hammar-Auslöser lange Zeit über Wasser und im Trockenen und konnte daher gar nicht auslösen. Sollte einmal der Auslösemechanismus defekt sein, gibt es auch eine Reißleine bzw. ein Mundstück, an dem man die Weste per Mund aufblasen kann.automatik-rettungsweste-test

Wie bekommt man jetzt einen über Bord Gegangenen wieder ins Boot? Bei Flaute und ruhiger See ja kein Problem über die Badeleiter. Bei Sturm und rauher See am besten mit einer Bergeschlaufe (Lifesling), die fix an der Reling montiert ist.
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Mit so einer Lifesling kann man dann den über Bord Gegangenen komfortabel mit dem Spifall an Bord winschen.

Wenn die gesamte Crew ins Wasser muss um z.B. abgeborgen zu werden bzw. in die Rettungsinsel übersteigt, dann bleibt man zusammen und bildet einen Kreis, damit man keinen verliert…
isaf-sicherheitstraining

Übrigens, abgeborgen wird man von einem Helikopter grundsätzlich aus dem Wasser, um Verletzungen vom Retter und der rettenden Person zu minimieren. (Gefahr der Wanten an Bord etc.)

ISAF Sicherheitstraining – richtiger Umgang mit der Rettungsinsel

Wann gehe ich in die Rettungsinsel? In England lernt man dazu in der RYA (Royal Yachting Association) wörtlich, “Always step up in your life raft!”. D.h. das eigene Boot wirklich erst verlassen, wenn es sinkt und keine Chance mehr besteht, es zu retten.

Wenn es soweit ist, schmeißt man die Rettungsinsel ins Wasser und löst “reißt” durch die Reißleine den Aufblasprozess aus. Die Reißleine natürlich fest mit dem Boot verbinden, da einem sonst die Rettungsinsel davon schwimmt!
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Nun kann es vorkommen, dass die Rettungsinsel nach dem Aufblasen kopfüber im Wasser schwimmt. Dann muss man das Liferaft von Hand umdrehen – das ist gar nicht so einfach! Gut, so etwas mal bei einem ISAF Sicherheitstraining zu üben…
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Wenn es die Zeit zulässt, sollte die Crew über die Bordwand in die Rettungsinsel einsteigen. Dabei lässt man sich relativ flach auf die Insel fallen, damit man das Liferaft nicht beschädigt. Auf keinen Fall einen Kerzensprung in die Insel machen sondern mit den Schienbeinen den “schwarzen Außenwulst” ansteuern und sich mit den Händen  beim Überrollbügel abfedern…
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Natürlich sind wir auch vom Wasser aus in die Rettungsinsel geklettert – ohne die Hilfe eines Zweiten, ganz schön schwer!
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Stickig, feucht und unangenehm ist das Raumklima in einer Rettungsinsel. Also echt nur etwas für den extremen Notfall! Nur wenn das Boot brennt und der Brand nicht mit Bordmitteln gelöscht werden kann oder wenn das Boot sinkt und man es mit Bordmitteln nicht schafft zu lenzen, steigt man in die Rettungsinsel um.

Zum Abschluss dieser Praxisübung sind wir noch mit der aufgeblasenen Schwimmweste unter dem Liferaft durchgetaucht. Auch gar nicht so einfach!
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Nach den überaus wertvollen Praxiserfahrungen im Umgang der Rettungsinsel und der Automatikweste ging es mit Themen wie Hilfeleistung auf See, Unterkühlung und der richtigen Schutzkleidung, Search & Rescue, Wetter – Infos und Bezugsquellen, Erste Hilfe, Überleben auf See, Kommunikation, GMDSS uvm weiter. Die Themen Brandverhütung bzw. Brände löschen und der richtige Umgang mit Pyrotechnik würden nochmals im Detail in Theorie und Praxis beim ISAF Sicherheitstraining in Wiener Neustadt durchleuchtet.

Brandverhütung, Brandfälle, Brandtheorie, Brandursachen, Feuerlöscher, Löschdecke

Wir wurden auf das Thema Brand und seine Ursachen sensibilisiert und haben im Anschluss das Löschen eines Brandes in der Praxis angewendet…
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Auch das Löschen eines Ölbrandes mit einer Löschdecke wurde bei diesem zweitägigen ISAF Sicherheitstraining trainiert…
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Wir haben auch den Test gemacht und Wasser ins brennende Öl geleert, was eine enorme Explosion und Ausweitung der Flammen verursacht!
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Mehr Infos zum Fettbrand und seine Auswirkungen findet Ihr hier.

ISAF Sicherheitstraining: Pyrotechnik

Schwimmfähige Rauchsignalboje mit Reisszünder. Wird im Notfall zur Positionsmarkierung für das Rettungsteam eingesetzt…
rauchsignalboje

Auch der richtige Umgang mit Handfackeln wurde abschließend geübt…
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handfackel-uebung

Mit vielen wertvollen Erfahrungen ging der zweite Ausbildungstag des ISAF Sicherheitstrainings zu Ende. Wir können so ein Sicherheitstraining jedem Segler empfehlen. Es war ein enorm kurzweiliges und praxisorientiertes Training mit netten und sympatischen Teilnehmern.

Heinz Ressl, danke nochmal für dein Engargement als ISAF Sicherheitstraining Instructor und an Nicole Hanakamp fürs Assistieren bei den Praxiseinheiten.

Hier noch ein Video, wie zwei Segler von einem Helikopter abgeborgen werden

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Markus Silbergasser

Markus Silbergasser

Ich bin leidenschaftlicher Fahrtensegler, Blogger, freiberuflicher Yachtredakteur und Reisefotograf mit über 43.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser. Segle als Ausgleich und Quelle der Inspiration.
Details zu meiner maritimen Ausbildung und Reviererfahrung findet Ihr hier...

4 Comments

  1. Albert
    8. Oktober 2016 at 07:41 — Antworten

    Danke für die gute Dokumentation des Sicherheitstrainings.
    So etwas wollte/will ich unbedingt auch mal machen.
    Kommt nun definitiv auf meine ToDo-Liste für 2017.

    Danke für die gute Anregung und Motivation dazu.

    • 8. Oktober 2016 at 20:01 — Antworten

      Schön, dass es Dir der Beitrag gefällt und wir Dich damit motivieren konnten, selbst do ein Training zu machen.

      Können wir wirklich jedem empfehlen!

  2. 14. November 2013 at 12:52 — Antworten

    Lui, das sehe ich genauso! Man baut mit jeder Zusatzausbildung seinen Kompetenzbereich aus. Vor allem, jeder Tag auf See gibt einem die Chance, wieder ein bischen dazu zu lernen!

    Fair winds and following seas

    Markus

  3. 14. November 2013 at 12:29 — Antworten

    Tolle Sache – Egal ob im Blauwasser oder am See.

    MAN LERNT NIE AUS!

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