Segeltörn von Trogir nach Brac, Hvar und Makaskar
„So muss es wohl auch im Paradies sein“, denke ich mir und lasse meinen Blick entlang des weitläufigen Strandes etwa einhundert Meter von unserem Schiff entfernt schweifen. Kein weiteres Boot hat sich zu dieser abendlichen Stunde in die idyllische Bucht nähe Stipanska auf der Insel Brac verirrt. Diese unendliche Stille gehört für den heutigen Abend nur uns. Während am Horizont langsam die Sonne ihre letzten
wärmenden Strahlen versendet, duftet es auf unserer Segelyacht nach frischem Fisch. Skipper Markus hat sich für unseren ersten gemeinsamen Abend etwas Spezielles einfallen lassen. „Es gibt ein mehrgängiges Fischmenü, gebratene Sardinen, Calamari und danach noch Garnelen mit frischem Salat und einheimisches Weißbrot, dazu eine kleine Weinverkostung mit exzellenten Weißweinen aus Österreich.
Lasst euch überraschen“, weckt der segelbegeisterte St. Johanner unseren Appetit.
Und wir alle haben nach unserer weiten Anreise großen Hunger. Wir, das ist ein bunt zusammen gewürfelter Haufen. Natalie, Eric, Hans Jürgen und Gerold aus dem Großraum Salzburg, Gerald aus Bayern, Claudia und eben auch ich, Josef aus dem Pongau. Uns alle verbinden in den nächsten Tagen vor allem zwei Dinge: Das Interesse am Segeln und der Gedanke an die eigene berufliche Zukunft. Denn neben dem entspannten Segeln liegen auch tägliche Workshopeinheiten vor uns, haben wir uns doch für dieses Outdoor-Seminar auf dieser komfortablen 46 Fuß Segelyacht angemeldet.
„Strategieentwicklung auf dem Wasser, mit Gleichgesinnten, d.h. Unternehmer kleiner und mittlerer Unternehmen. Klingt spannend und ist einmal etwas Neues für mich“, dachte ich mir und sagte spontan zu. Alle bevorstehenden Einheiten der nächsten Tage werden von unserem Skipper Markus moderiert und geführt. Der 41-jährige gebürtige Salzburger ist geprüfter Unternehmensberater und Wertanalyse-Moderator und hat früher viele Jahre lang Arbeitsgruppen in einem internationalen Konzern moderiert.
Inspiriert durch den Tapetenwechsel und den weiten Abstand zum eigenen Unternehmen wollen wir neue Inputs für unsere Unternehmen gewinnen, unsere Ziele für die nächsten Jahre definieren und uns durch den Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten für neue Aufgaben motivieren.
Die Tintenfische zerschmelzen auf der Zunge, der Wind streicht leicht über unsere Haut. Die traumhafte Umgebung und vor allem unsere ersten gemeinsamen Seemeilen lassen uns rasch ein gemeinsames Gesprächsthema finden und lockern die Atmosphäre auf. „In der kommenden Woche stehen viele interessante Workshopthemen auf dem Programm. Zuerst werden wir eine Art Standortbestimmung durchführen und dabei uns und unsere Mitsegler besser kennenlernen, dann werden wir uns mit unseren Lebensträumen beschäftigen, die ja eine wichtige Antriebskraft für uns sind,“ erklärt Markus den groben Ablauf der nächsten zwei Tage.
Der Sonntagmorgen beginnt mit einer Frischzellenkur. Während die Meisten noch schlafen, nehme ich die Einladung von Markus gerne an und schließe mich seinem morgendlichen Wachwerdens-Ritual an. Täglich bei Dämmerung steht er auf und schwimmt eine Runde. Das glasklare Wasser weckt die Lebensgeister in uns, die wunderschöne Bucht tut ihr Übriges, damit wir uns wohl fühlen. Zeit hat hier eine andere Bedeutung als im alltäglichen Leben. Zurück auf dem Schiff holt uns der Alltag aber wieder ein, denn es gilt Frühstück zu machen. Aus den Lautsprechern rieselt leise, chillige Lounge-Musik, die unsere Mitsegler langsam aufwachen lässt. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit mit Ham&Eggs, Wurst, Käse und frischen Früchten starten wir in den Tag. Markus teilt dazu ein paar Arbeitsblätter mit Hintergrundinformationen zum Thema aus und erläutert uns den Tagesablauf inklusive der heutigen Aufgabenstellung. Heute geht es darum, uns und unsere Unternehmen mit der Elevator Pitch Methode kurz und prägnant darzustellen und uns unserer Herausstellungsmerkmale bewusst zu werden.
Jeder sucht sich nach der kurzen Theorieeinheit einen gemütlichen Platz zum Ausarbeiten seiner individuellen Aufgabe. Einige diskutieren noch in Kleingruppen im Cockpit, während ich am Vorschiff einen idealen Platz gefunden habe und mich kurz sammle, bevor ich zu schreiben beginne. Markus hilft in der Zwischenzeit Claudia und Natalie beim Definieren Ihrer Herausstellungsmerkmale. Gegen 11:00 Uhr bereitet Markus dann das Ablegen vor, und wir segeln mit einer leichten Brise Richtung ACI- Marina Palmizana auf der Insel Hvar. Am Weg dorthin stoppen wir nochmals in einer kleinen Bucht zum Präsentieren unserer Erarbeitungen. Am frühen Abend geht es dann weiter in die Marina, wobei sich die gesamte Crew auf eine ausgiebige Dusche freut. Danach essen wir in einem guten einheimischen Restaurant und diskutieren angeregt weiter. Faszinierend wie intensiv wir uns heute kennengelernt haben, wobei ich vorher nur Markus und Claudia flüchtig kannte.
Am nächsten Morgen heißt es: „Was sind Eure Lebensträume – macht Euch mal darüber Gedanken“, sagt Markus und lässt uns ein paar Minuten alleine. Wir schauen uns alle ein wenig unbeholfen an und träumen ein wenig vor uns hin. Natürlich hat Markus auch für heute wieder gut strukturierte Arbeitsunterlagen vorbereitet, die er uns danach erläutert und wir wieder mit unseren Ausarbeitungen zu allen Lebensbereichen starten. Während wir unsere innersten Träume und Wünsche in uns wecken, segelt Markus mit uns zur Insel Scedro in eine idyllische Ankerbucht. Jetzt ist es höchste Zeit für eine ausgiebige Schwimmeinheit. In der Zwischenzeit bereitet Markus einen kleinen Nachmittagssnack zu, danach präsentierten wir wieder gegenseitig unsere Lebensträume. Jeder gibt dazu sein Bestes, es wird auch jeder Lebenstraum von den anderen auf Stimmigkeit geprüft und viel gegenseitiges Feedback gegeben. Erst bei Dämmerung sind wir mit der Präsentationsrunde durch und kochen gemeinsam Spaghetti Carbonara. Unbeschreiblich motiviert diskutieren wir noch bis spät in die Nacht über unsere Lebensträume…
In den nächsten Tagen entwickeln wir neben entspannenden Segel- und Badeeinheiten immer konkretere Ziele für unsere Unternehmen und gleichzeitig steigt unsere Umsetzungsmotivation spürbar. Nachdem wir zur Wochenmitte unsere Ziele quantifiziert haben, beginnen wir mit unterschiedlichen Kreativitätstechniken Umsetzungsmaßnahmen abzuleiten. Das Unternehmensergebnis mittels Umsatzsteigerungsmaßnahmen zu verbessern ist dabei für alle ein wichtiges Thema. Aber auch Themen, wie bessere Positionierung als Experte oder wie Minimieren von Unstimmigkeiten mit Mitarbeitern werden besprochen. Die dazu spontan inszenierten Rollenspiele sorgen für eine kurzweilige und lehrreiche Woche an Bord.
Immer wieder werde ich, wie auch die anderen, dabei von Skipper Markus bei meinen Ausarbeitungen unterstützt.
Er hilft uns stets mit seiner Erfahrung weiter, gibt Denkanstösse und eröffnet uns mit einfachen Methoden neue Wege. So vergehen die Stunden wie im Flug, die Gedanken werden mit jeder Einheit – und vor allem jeder Seemeile – klarer. Das Schaukeln des Bootes bringt die Seele und die Gedanken in Gleichklang. „Hier auf der Yacht hat man endlich einmal Zeit, Zeit für das Westliche“, bringt es Eric,
der Eigentümer einer Werbeagentur auf den Punkt. Dadurch eröffnen sich jedem von uns neue Perspektiven. Hier entsteht eine ganz eigene, fast unbeschreibbare positive Energie auf der „Arbeitsplattform“ Segelyacht. So verlaufen auch die letzten Tage sehr kurzweilig. Immer wieder werden die Workshops von fordernden Segeleinheiten ergänzt. Vor allem der aufkommende Wind tut sein Übrigens, damit wir uns ganz in unserem Element fühlen.
Ich bin echt begeistert, welch schlagkräftiges Team wir in den letzten Tagen geworden sind.
Auf den Wellenkämmen bricht sich leicht die Gischt, die Sonne zaubert schimmernde Regenbogen in den Horizont. Sich hier für die täglichen Einheiten zu motivieren fällt nicht sonderlich schwer. So wird jeder Tag ein nahezu perfekter, von den ersten
Sonnenstrahlen am Morgen bis zum Sundowner am Abend.
So auch heute am Abschlusstag. Noch einmal lasse ich mir den wärmenden Wind auf der Haut zergehen. Müde, aber entspannt lege ich mich in die Hängematte und lasse mir die letzten Tage noch einmal durch den Kopf gehen. „Hier habe ich neue Freunde kennen gelernt, meine Netzwerke erweitert und Antworten auf wichtige Fragen gefunden. Auch wie ich meine Mitarbeiter mehr in mein Unternehmen einbinden
kann habe ich mir erarbeitet. Aber vor allem habe ich mich hier auf den Weiten des Wassers wieder selbst gefunden und meine Gedanken auf das Wesentliche reduziert“, resümiere ich und blicke auf die idyllischen Buchten, die langsam an uns vorbei ziehen während wir die letzten Seemeilen segelnd zurücklegen. „So muss wirklich das Paradies sein“, denke ich mir und schließe die Augen um die
letzten verbleibenden Stunden zu genießen. Denn ab morgen gilt es, die erarbeiteten Ansätze und Ideen in die Tat umzusetzen.
Empfohlene Revierführer und Seekarten für Kroatien
Wir haben so ziemlich alle gängigen Hafenhandbücher und Revierführer von Kroatien in den letzten Jahren gesichtet. Folgende Literatur des Seegebiets verwenden wir persönlich gerne und können sie Euch auch guten Gewissens weiterempfehlen…
Kroatien, Slowenien & Montenegro – 888 Häfen und Buchten* von Karl-Heinz Beständig. Dieser Buchten- und Hafenführer ist das Standardwerk für das oben angeführte Seegebiet schlechthin. Diesen Guide sollte sich eigentlich jeder zulegen, egal ob Charterskipper oder Eigner.
Hafenguide – Kroatien, Montenegro und Slowenien* von Emma Glaumann, Joakim Hermansson und Per Hotvedt. Diese Art von Hafenführer mit übersichtlichen Luftaufnahmen und klassischen Hafenplänen werden sich unserer Meinung nach in den nächsten Jahren durchsetzen. Sie sind zwar teuer, aber ihr Geld wert! Durch die Luftaufnahmen aller beschriebenen Häfen und Ankerbuchten und die dazugehörenden Hafenpläne weiß man vorher schon genau, ob der angestrebte Ort auch den Wünschen der Mannschaft entspricht. Also gerade für Crews mit wenig Zeit am Wasser ein ideales Planungswerkzeug. Dieser virtuelle Guide soll auf Adria-Törns in keinem Cockpit fehlen!
Sportbootkartensatz Adria Nord* von Delius Klasing. Der sehr übersichtliche Sportbootkartensatz enthält 3 Überseglerkarten sowie 25 Revier- und Detailkarten zur Navigation an der Adriaküste von Venedig über Rijeka und Sibenik bis Drvenik V. – inklusive der Inseln.
Sportbootkartensatz Adria Süd* von Delius Klasing. Der sehr übersichtliche Sportbootkartensatz enthält 3 Überseglerkarten sowie 16 Revier- und Detailkarten zur Navigation an der Adriaküste Kroatiens und Montenegros im Abschnitt von Zirje über Split und Dubrovnik bis Bar – inklusive der Inseln.
Reiseführer mit vielen praktischen Tipps – Kroatische Inseln und Küstenstädte* von Lore Marr-Bieger. Wir schätzen die Reise- und Wanderführer vom Michael Müller Verlag sehr – speziell deren individuelle Wandertipps.
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