Thunfischfang südlich von Zakynthos
Das war gestern wieder ein erlebnisreicher Segeltag im südlichen Teil des ionischen Meers. Wir sind zu Sonnenaufgang in Ormos Keri auf Zakynthos Anker auf gegangen und haben im Anschluss gleich die Segel gesetzt…
Außerhalb des Nationalparkgebietes der Kalpos Laguna, wo viele Schildkröten leben, haben wir wieder mal die Schleppangel ausgelegt. Gerade in der Morgendämmerung soll ja die Bissquote um ein Vielfaches höher sein als am Tag.
Mit recht böigem achterlichen Wind segelten wir im Schmetterlingskurs Richtung Methoni, ein Ort am südwestlichen Fingerende des Peloponnes…
Da wir sehr gemütlich und relaxed gen Süden segelten und ich vom frühen Start noch müde war, legte ich mich nochmals ein wenig in meine Koje. Als ich gerade eingeschlafen war, weckte mich Karin aufgeregt, da die Angelleine wild ausrauschte. Ich sprang sofort auf und begann die Angelleine einzuholen. Robert und Karin refften in der Zwischenzeit die Genua weg, sodass wir den Speed auf in etwa 3 Knoten Fahrt durchs Wasser reduzieren konnten. Es war ein enormer Zug an der Angel, was auf ein Prachtexemplar von Fisch deutete.
Die Angelleine war so unter Zug, dass man darauf Gitarre spielen konnte. Nun war es wichtig den Fisch müde zu machen und alles gut für das Herausholen des Fisches aus dem Wasser vorzubereiten.
Nach einer guten halben Stunde erfreuten wir uns über den Anblick eines großen Tunas. Nun war größte Konzentration gefragt, damit uns der Leckerbissen nicht in letzter Sekunde nochmals abhaut. Während die letzten Meter Leine eingeholt wurden, bereitete die Crew bereits Schnaps zum Betäuben, Messer und Schneidbrett vor und öffnete eine der Backskisten unserer Badeplattform.
Ohne Hook ist es nahezu umöglich ein derartiges Kaliber erfolgreich aus dem Wasser zu hieven. Unser Manöver gelang, und der Tuna landete sicher in der vorbereiteten Backskiste, wo wir ihm sofort Schnaps über die Kiemen leerten, um ihn sanft entschlafen zu lassen. Nach der Betäubung wurde er sofort mit einem Stich in den Nacken getötet. Auf keinen Fall etwas Alltägliches für uns und auch nicht etwas, das wir gerne tun. Allerdings sehen wir als autarke Langfahrtsegler diese Fangmethode als natürlich und nachhaltig, ohne den ganzen negativen Beigeschmack des kommerziellen Fischfangs.
Die gesamte Crew war begeistert und bejubelte den ca. 17 Kilo Fang. Ein derartiges Erlebnis lässt den Adrenalinspiegel jeder Crew in die Höhe schnellen. Kaum hatten sich die Oberarme vom Einholen der Angelroute erholt, begann die zeitintensive Aufarbeitung…
Die Badeplattform eignete sich ideal zum Aufarbeiten unseres Fangs. Dadurch wurden weder das Cockpit noch die Pantry verunreinigt. Beim Vorbereiten der 3-4 cm dicken Steaks wurde klar, dass unser Thunfischfang für weit mehr als unsere 4-köpfige Crew ausreichen würde.
Feinstes Thunfischcarpaccio, so frisch wie wir es zu Hause niemals bekommen können. Für Sushi fehlten leider Wasabi und Sojasauce an Bord! Für die nächste Saison steht beides mit Sicherheit auf der Einkaufsliste.
Am Abend nach dem Ankern östlich der gut erhaltenen Festung vor Methoni gab es dann feinstes Thunasteak aus der Pantry vom Skipper nur mit Salz gewürzt und scharf angebraten bis zum Abwinken, natürlich mit Tzatziki und griechischem Salat, wie könnte es anders sein auf den ionischen Inseln.
Crew und Skipper waren begeistert von der Gaumenfreude – medium zubereitet, innen zart rosa…
Am nächsten Tag verschenkten wir etliche Thunfischsteaks an einige andere Fahrtensegler, die in der Bucht von Methoni ankerten und behielten für uns lediglich eine weitere Mahlzeit an Bord. Auf keinen Fall wollten wir von dieser Köstlichkeit etwas verderben lassen.
Unser Schleppangel-Accessoire für den Thunfischfang:
Nachdem uns viele Bekannte aus der Facebook Community nach den Details der verwendeten Ausrüstung befragten, haben wir nachstehend unser Angel-Equipment in allen Einzelheiten beschrieben.
Erfolgsversprechend bei der Hochseefischerei erscheint uns ein ausreichend starkes und langes Stahlvorfach mit Vorfangködern. Dadurch meint der sich annähernde Fisch, dass der Hauptköder einem kleineren Fischschwarm hinterher jagt, was ihn zum Biss in den Hauptköder animiert.
Nachstehend unser Champion-Köder “Fritzi”, der für die tollen Thunfischsteaks verantwortlich zeichnet.
Ein Bauchgurt* ist zu empfehlen, da damit das Einholen des Fanges wesentlich erleichtert wird.
Empfohlene Revierführer und Seekarten rund um den Peloponnes
Wir haben so ziemlich alle gängigen Hafenhandbücher und Revierführer vom ionischen Meer. Folgende Literatur der Region verwenden wir persönlich gerne und können sie Euch auch guten Gewissens weiterempfehlen…
Hafenguide Griechenland 1* von Per Hotvedt, beinhaltet folgende Seegebiete: Albanien, Ionisches Meer inklusive Peloponnes, Golf von Korinth, der Küste von Athen einschließlich des Saronischen Golfs. Der sehr umfangreiche Hafenguide ist zwar teuer aber sein Geld wert. Durch die Luftaufnahmen aller beschriebenen Häfen und Ankerbuchten und die dazugehörenden Hafenpläne weiß man vorher schon genau, ob der angestrebte Ort auch den Wünschen der Mannschaft entspricht.
Seekarten* von Imray für das Ionische Meer. G12, G121, G13, G14, G15 und G16 sind bei uns alle als Backup neben den elektronischen Seekarten am Schiff vorhanden.
Peloponnes Reiseführer* von Hans-Peter Siebenhaar. Wir schätzen die Reise- und Wanderführer vom Michael Müller Verlag sehr – speziell deren individuelle Wandertipps.
6 Comments
Hi vielen lieben Dank für die tollen Beiträge!!! Könntest du mir noch verraten was für eine Rute, Multirolle und Schnur du verwendest?
Liebe Grüße
Moritz
Hallo Markus,
Ich verfolge deinen super Blog und kann mich von den Artikeln oft gar nicht mehr losreisen!
In 2 Wochen starten wir einen Törn im ionischen Meer und sind jetzt schon in voller Vorfreude.
Könntest du mir sagen mit welcher Ausrüstung du den Thun geangelt hast?
Das wäre ein absoluter Traum für uns auch mal so einen zu fangen.
Hast du sonst auch schon andere Speisefische dort geangelt?
Liebe Grüße J
Und jetzt habe ich die Bilder zum Equipment gesehen, die waren vorher nicht geladen worden! Also ist meine Frage schon beantwortet 🙂
Schön, dass sich Deine Fragen mit den Bildern selbst gelöst haben. Mit der Art von Köder haben wir bis auf einen Mahi Mahi nur Thunfische gefangen…
Schönen Segeltörn und viel Erfolg beim Fische fangen!
LG Markus
Da bin ich mal direkt neidisch auf den tollen Trip und den bestimmt sehr leckeren Thunfisch.
Nur das Ausnehmen kann ich nicht machen, Segeln, Fischen und Kochen gerne aber Ausnehmen ist einfach nicht meins.
Ja Martin, das war echt ein genialer Törn rund um den Peloponnes. Auch so ein selbst gefangener Tuna ist immer wieder etwas ganz besonderes und meine Crew schwärmt heute noch von dem kulinrischen Genuss…
Das Ausnehmen ist eigentlich die wenigste Arbeit und geht ganz schnell. Das weitere Zerlegen des Fisches ist da schon ein wenig aufwendiger und die Arbeitsbedingungen auf der Badeplattform sind natürlich nicht besonders gut. Dafür bliebt bei der Arbeitsmethode unser gesamtes Cockpit sauber und das ist uns wichtig.