Törnbericht Sizilien: Von Palermo zu den Ägadischen Inseln
Palermo, die Laute mit Charme
Geprägt von den klassischen Vorurteilen, die über Sizilien hängen wie eine Käseglocke, tasteten wir uns vorsichtig heran an seine Hauptstadt. Heute können wir bestätigen: es war Liebe auf den ersten Blick. Schließlich waren wir ja aufgebrochen um Sizilien zu spüren, fühlen, riechen und zu schmecken. Wir ließen unsere NAMBAWAN in der Si.Ti.Mar Marina und machten uns auf zu einer ausgiebigen Stadterkundung über mehrere Tage.
Sehenswürdigkeiten von Palermo
„Tranquillo, tranquillo“ bekamen wir gleich zu Beginn überall zu hören als wir uns erkundigten ob etwas sicher sei oder recht sei. Bei unserer Stadtrunde durften die klassischen Sehenswürdigkeiten natürlich nicht fehlen. Allen voran die Kathedrale von Palermo (Maria Santissima Assunta), das bedeutendste Kirchengebäude der Stadt (Google-Maps).
Quattro Canti (die vier Ecken) ist der zentrale Platz der Altstadt und bezeichnet die Kreuzung der beiden Hauptstraßen Corso Vittorio Emanuele und Via Maqueda. An jeder der vier Ecken stehen Barockpaläste, geschmückt mit Brunnen und Statuen. Gleich in der Nähe befindet sich die Piazza Pretoria mit ihrem berühmten Brunnen gesäumt von nackten Statuen (Google-Maps).
Zum Pflichtprogramm gehören in jedem Fall der Normannenpalast (Google-Maps), der Königspalast und Sitz der Regionalversammlung, sowie das Teatro Massimo (Google-Maps), eines der größten Opernhäuser Europas.
Authentische Märkte von Palermo
Um weiter in das Flair der sizilianischen Hauptstadt einzutauchen durfte natürlich ein Marktbesuch nicht fehlen. Besonders empfehlenswert ist der Ballarò Markt (Google-Maps), einer der beliebtesten Märkte der Einheimischen. Laut, düster, schmuddelig und gleichzeitig strahlend vor Lebensfreude.
Es gibt hier hauptsächlich lokale Ware und auch warme Köstlichkeiten auf die Hand. Einheimische stehen Schlange um gekochte Milz in einem Sandwich zu ergattern, als ob es diese Rarität nur an diesem Tag gäbe. In den Seitengassen werden stangenweise Zigaretten zu Billigpreisen angeboten. Überall duftet es nach Kräutergarten, das Gemüse strahlt mit seiner Frische mit den Marktschreiern um die Wette.
Nicht nur auf den Märkten spürt man das Pulsieren und die Spontanität der Stadt. Wir lassen uns gerne treiben und von der Impulsivität der Einwohner mitreißen, zum Beispiel als ein Mann mit einem Lautsprecher am Moped eine der Haupteinkaufsstraßen entlang fuhr, sein Moped abstellte, den Passanten mit einem Italo Hit einheizte und wir uns mit hunderten anderen zu einem Street Dance hinreißen ließen. So lieben wir den Süden Italiens!
Die Lokal- und Barszene übertraf alle Erwartungen. Unzählige kleine Bars verwöhnen ihre Gäste mit kreativen Drinks und Häppchen, die aufs Haus gehen, oftmals sogar in Buffetform zur Selbstbedienung.
Nach dem Aperitiv genießt man das Schlendern durch die Straßen und folgt dem Duft der zahlreichen Restaurants, die Wahl fällt nicht wirklich leicht. Das Gute ist: man hat’s nicht eilig, sondern genießt. Bevor wir Palermo Richtung Westen verlassen, möchten wir Euch noch die Kontaktdaten der Marina weitergeben.
Si.Ti.Mar Marina
Diese Marina direkt im Zentrum von Palermo (Google-Maps) können wir Euch wirklich sehr empfehlen.
Marina Manager: Ben Cuccio
Mobiltelefon: +39 389 8593773 (auch WhatsApp möglich)
VHF: Kanal 74
E-Mail: amministrazione@sitimar.it
Web: www.sitimar.it
Mondello – Ankern in der attraktiven Bucht
Nach ein paar Tagen mit pulsierendem Stadtleben freuten wir uns wieder auf die Natur und Abgeschiedenheit. Unser erster Stopp nach Palermo führte uns nach Mondello, ein bekannter Badeort nördlich des Monte Pellegrino mit seiner gleichnamigen attraktiven Bucht. Der Strand von Mondello zählt zu den schönsten und hipsten Badeplätzen Palermos, in der Vorsaison geht es trotz allem wie überall sehr beschaulich zu. Hier vor Anker in der attraktiven Bucht vor Mondello (Google-Maps) mit glasklarem Wasser…
Mondello ist wirklich ein sympathischer und quirliger Badeort, wo scheinbar viele Palermitaner gerne ihren Sonntag verbringen. Es gibt hier viele gut besuchte Restaurants. Wir haben natürlich auch gleich ein paar Köstlichkeiten ausprobiert. Hier z.B. ein typisch sizilianisches Fischgericht: Sarde a beccafico, Sardinen mit Hartweizenbrot-Semmelbrösel Füllung und Panier. Schaut seltsam aus, schmeckt aber sehr gut!
Castellammare del Golfo
Wer Zeit hat und die Küste Siziliens im Detail abfahren möchte, kann auch hier im Hafen von Castellammare del Golfo (Google-Maps) gut einen sicheren Stop einlegen und die Ortschaft erkunden.
Tonnara di Scopello
Ein absolutes Highlight ist die ehemalige Thunfischfangstelle Tonnara di Scopello. Paradiesisches Wasser vor der einmaligen Kulisse der aufgelassenen Fabrik laden zum Träumen und Relaxen ein. Neben den vorgelagerten Felsen Faraglioni di Scopello lässt sich gut ankern (Google-Maps).
Wer auf dem Landweg unterwegs ist, muss für den Zutritt zur Bucht Eintritt bezahlen. Der Eintritt inkludiert die Besichtigung der alten Thunfischfabrik. Auf dem Gelände befinden sich auch Ferienapartments in einem der historischen Gebäude, einfach aber geschmackvoll eingerichtet und mit hohem Erholungsfaktor.
Tipp: Sehr empfehlenswert ist es, eine kleine Wanderung in den etwas oberhalb gelegenen Ort Scopello zu machen, ein idyllisches Dörfchen aus dem 18. Jahrhundert mit ein paar netten Restaurants und Cafés entlang des kopfsteingepflasterten Weges.
San Vito Lo Capo
Ein weiterer sehenswerter Spot im Nordwesten von Sizilien, im Sommer allerdings ziemlich touristisch und entsprechend belebt. Im glasklaren Wasser mit gut haltendem Ankergrund aus Sand lassen wir in der Nähe der Marina immer wieder gerne den Anker fallen (Google-Maps).
Danach geht es die Nordwestküste von Sizilien entlang Richtung Süden zu den Ägadischen Inseln. Bei passendem Wind und Wetter gibt es dort wieder viele schöne Ankermöglichkeiten und erfreulich wenig Tourismus, auch im Hochsommer…
Favignana, die Schmetterlingsinsel und Heimat der Mattanza
Favignana ist die größte der Ägadischen Inseln, ihr Name bedeutet Schmetterling und bezieht sich auf die Form der Insel.
Die Mattanza in Favignana ist Geschichte
Traditionell wurde Favignana jeden Juni zum Schauspiel des traditionellen Thunfischfangrituals, der Mattanza, und dadurch über die Jahre auch zum Magnet für Touristen. Die tonnaroti genannten Thunfischfänger positionierten sich mit ihren Fangbooten und Reusenkonstruktionen in der Meerenge zwischen Trapani und Favignana und hievten ihre Fänge ins traditionelle Fangboot zur Abschlachtung. Seit 2004 allerdings blieben die Thunfischschwärme nahezu gänzlich aus und die Mattanza wurde sukzessive eingestellt. Ein Teil der Tonnara in Favignana wurde in ein Museum und Kulturzentrum verwandelt, wo dem Besucher alle Einzelheiten der Mattanza und der Thunfischverarbeitung erklärt werden.
Die riesigen Bäume der Gartenanlage zwischen den Museumsgebäuden duften exotisch, spenden kühlen Schatten und laden zum Verweilen ein. Wie ich herausgefunden habe, eignen sie sich auch für eine kurze Arbeitseinheit via Telefonkonferenz, lediglich das fröhliche Gezwitscher der zahlreichen Vogelarten hat verraten, dass ich mich nicht in meinem Büro befinde :).
Der Ort Favignana ist für uns auch in der Hochsaison sehr gemütlich. Ein sizilianisches Frühstück in einer der geschäftigen Bars am Hauptplatz sollte man sich nicht entgehen lassen: Espresso und Brioche oder Brioche mit Granita – mehr braucht es nicht um den Tag entspannt und mit einem Lächeln zu starten. Besonders die Beachbar am Weg zum Museum hat es uns aber angetan für einen Sundowner (oder zwei) vor dem Abendessen! Auch lässt es sich im Ort relativ gut verproviantieren, wenn man mit dem Dinghy bei den keinen lokalen Bootsvermietern anlandet. Ein paar Hundert Meter Fußmarsch bei brütender Hitze muss man jedoch in Kauf nehmen. Mit 2 Sixpack Wasser bepackt erspart man sich das Workout am Boot.
Rund um die Insel Favignana findet Ihr viele Ankerplätze bzw. Bojenfelder
Hier ein Blick auf die Südküste von Favignana. Wir liegen hier ganz alleine und kostenfrei vor Anker (Google-Maps). An der Westseite der kleinen Halbinsel befindet sich auch ein kostenpflichtiges Bojenfeld, das die Nationalparkranger beaufsichtigen (Google-Maps).
Wanderung zum Kastell Santa Caterina
Zeitig in der Früh oder am frühen Abend, wenn die Hitze nicht mehr so sticht, empfehlen wir eine Wanderung zum Kastell Santa Caterina, eine verlassene Festungsruine. Der Blick aufs Meer und auf die Nachbarinseln ist den Anstieg in jedem Fall wert.
Hier noch ein Blick hinüber nach Marettimo zur westlichsten der Ägadischen Inseln…
Marettimo, die abgelegenste Ägadische Insel
Die abgelegene autofreie Naturschutzinsel ist wunderschön und ist meist unsere Absprungs- bzw Ankunftsinsel am Weg nach oder von Sardinien.
Der einzige kleine Fischerort an der Ostküste ist sehr sehenswert. Wir ankern meist südlich der Hafeneinfahrt, kein allzu guter, felsiger Ankergrund, deshalb gut Ausguck halten bevor man den Anker fallen lässt. Der Ort ist Treffpunkt der wenigen Einheimischen und Touristen, die mit der Fähre ankommen. Dennoch geht es sehr beschaulich zu; genau deswegen sind wir so gerne hier. Der Ort ist ebenfalls idealer Ausgangspunkt für Wanderungen bzw. Laufrunden durch die herrlichen Pinienwälder, und die Aussicht vom Semaforo Gipfel hinunter auf den Ort und auf die Buchten im Südwesten ist sehr eindrucksvoll.
Nicht einmal in der Hauptsaison wird hier an manchen Tagen der kleine Hafen voll. Diese Aufnahme stammt von Ende Juli 2019…
Unsere Lieblingsankerplätze der Insel Marettimo
Hier in der Cala Conca gibt es neben der kostenfreien Ankermöglichkeit immer auch ein paar Bojen (Google-Maps). Wer es schafft mit dem Dinghy anzulanden, auf den warten einsame Wanderungen in idyllischer Natur.
Hier im Bild ein weiterer unserer Lieblingsankerplätze im Nordosten der Insel (Google-Maps)…
Wie Ihr auf den Bildern erkennen könnt, eignet sich Marettimo ideal für ausgiebige Wanderungen. Flora und Fauna sind hier sehr eindrucksvoll. Wir begegneten auf unseren Inseltouren Wildhasen und Steinböcken.
Levanzo, die Bescheidene
Levanzo ist die kleinste der Ägadischen Inseln, der Rhythmus ist hier noch einfacher: Es gibt eine einzige Straße, zwei Restaurants, zwei Bars, eine Bäckerei, eine Boutique und einen kleinen Lebensmittelladen. Es wird einem somit in vielerlei Hinsicht die Entscheidung abgenommen, und man kann sich voll und ganz auf das azurblaue Meer und Entschleunigung einlassen. Die Häuser wirken orientalisch mit ihren türkisfarbenen Fensterläden und dem blendend weißen Kalkanstrich. In der Ferne lässt sich die weitaus geschäftigere Schwesterinsel Favignana erblicken.
Wir ankern gerne vor dem Hafenbecken des kleinen Ortes (Google-Maps). Es gibt rund um die Insel auch einige Bojenfelder wo man für einen Badestopp oder zur Nächtigung festmachen kann. Die Unterwasserwelt ist hier fantastisch und für das Mittelmeer erfreulich fischreich.
Trapani
Wir verlassen die Ägadischen Inseln wieder in Richtung Sizilien. Wir laufen Trapani an, die Hafenstadt Westsiziliens mit ihrem arabischen Flair. Trapani liegt auf einer Landsichel und wird deshalb auch die Stadt der zwei Meere genannt.
Tipp: Mit der Gondelbahn hinauf in das Bergdorf Erice.
Erice
Wer etwas Zeit hat sollte unbedingt per Seilbahn den mittelalterlichen Bergort Erice besuchen. Auf dem rund 750 Meter hohen gleichnamigen Berg gelegen, bietet Erice eine grandiose Sicht auf das Landesinnere Siziliens und das Meer. Erice war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Damals hieß der Ort Eryx, benannt nach dem Sohn der Liebesgöttin Aphrodite und des Argonauten Butes.
In der Spätantike war die Stadt großteils verwaist und nur zeitweise von den Arabern besetzt. Im 12. Jahrhundert wurde Eryx von den Normannen besiedelt und die Festungsanlage und die Stadttore errichtet. Die Blütezeit der Stadt war im Mittelalter, als unzählige Kirchen und einige Klöster erbaut wurden. Erst 1934 erhielt die Stadt ihren heutigen Namen Erice.
Wir fanden den Ort sehr mystisch in Nebel gehüllt vor, seht selbst…
Die Salinengärten und die Lagune von Marsala
In den eindrucksvollen Salinengärten von Marsala wird auch heute noch Salz nach alter Tradition durch natürliche Verdunstung gewonnen. Früher war die Salzgewinnung ein wesentlicher Gewerbezweig von Trapani und Marsala (Google-Maps).
Marsala
Marsala, der Hafen Gottes, wie die Araber die Stadt tauften, ist vor allem berühmt für den gleichnamigen Dessertwein und in jedem Fall einen Besuch wert. Die Infrastruktur für den Bootssport wird derzeit weiter ausgebaut, eine neue Marinaanlage befindet sich in Planung.
Empfohlene Revierführer und Seekarten für den Segeltörn
Wir haben so ziemlich alle gängigen Hafenhandbücher und Revierführer von dem oben beschriebenen Seegebiet. Folgende Literatur der Region verwenden wir persönlich gerne und können sie Euch auch guten Gewissens weiterempfehlen…
Küstenhandbuch Italien: Ventimiglia – Brindisi, mit Sardinien, Sizilien und Malta* von Rod Heikell
Dieser Revierführer ist das unverzichtbare Standardwerk für jeden Yachtsegler in italienischen Gewässern. Es beschreibt sämtliche Küsten und Inseln Italiens und ist so dem Yachteigner oder Charterskipper ein zuverlässiger Begleiter vor und während des Törns. Genaue Informationen zu sämtlichen Häfen und Ankerplätzen werden ergänzt durch wichtige Informationen zu Formalitäten und Vorschriften, Klima, Wetter, Land und Leuten.
Seekarten* von Imray für die ägadischen Inseln (M35). Für Sizilien und Umgebung gibt es noch folgende Charts M31.
Sizilien Reiseführer* von Thomas Schröder. Wir schätzen die Reise- und Wanderführer vom Michael Müller Verlag sehr – speziell deren individuelle Wandertipps.
Gebrauchsanweisung für Sizilien* von Constanze Neumann
2 Comments
wieder ein ganz toller Bericht der die Stimmung wunderbar einfängt und Lust auf Sizilien macht. Danke dafür.
Liebe Grüße / Raimund (SY Gatto)
Ein ganz toller ausführlicher Bericht!
Wir waren bisher 2x dort, 2010 und 2017.
Wir sind die beiden Male immer von Ustica “angesegelt” und haben uns immer direkt auf Marettimo beschränkt, da sie unserer Meinung nach die schönste, natürlichste und ruhigste der Ägadischen Inseln ist. Marettimo wird ja auch als ein Stück Dolomiten im Mittelmeer bezeichnet.
Die Insel ist ein Traum, leider hat sich die Situation der “Unter Wasser Welt” dort in den 7 Jahren, die zwischen beiden Besuchen lag, sehr negativ entwickelt. 2007 noch musste man für die Schutzzone “B” sehr umständlich und aufwendig eine Genehmigung in Trapani beantragen. Das machten wir und waren 2007 sogar im August fast alleine. Eine atemberaubender Fischreichtum am Ankerplatz direkt unter dem Boot konnten wir bewundern. Ganz anders 2017: Man kann nun direkt, auch ohne Genehmigung in diese Schutzzone, es wird kontrolliert und man entrichtet eine Gebühr. Wer nach 18:00 kommt, und vor 11:00 weitersegelt, zahlt nichts…entsprechend voll war es. Unter Wasser kaum noch etwas zu sehen, Harpunettis und eben der ganze Trubel zeigen Wirkung. Trotzdem, es fantastisches Fleckchen Erde! Ein toller Wanderweg zieht sich atemberaubend die gesamte östliche Küstenlinie Marettimos entlang. Traumhafte Buchten, und freundliche Einheimische.