Überfahrt von Otranto/Süditalien nach Vis/Kroatien
Zu Sonnenaufgang haben wir als erste Yacht den Hafen von Otranto verlassen und gleich außerhalb der Hafenmauer die Segel gesetzt…
Es war laut Wind- und Wettervorhersage klar, dass wir bis zum Nachmittag wieder mal einen Kurs gegenan haben werden. Sehr zäh machten wir Meilen in Richtung unseres gesetzten Wegpunktes gut, aber wir wollten so viel wie möglich der Strecke unter Segeln zurücklegen. Am Nachmittag drehte dann der Wind auf Südost, und wir setzten den Parasail Wingaker…
Von nun an ging es gut voran, und das gesetzte Leichtwindsegel stabilisierte nebenbei auch noch das Boot, sodass Gerit und ich komfortabel in der Pantry unser Abendessen zubereiten konnten. Nachdem ich in den letzten Wochen fast nie kulinarische Bilder in unseren Segelblog eingebaut hatte, möchte ich nun hier mal zeigen, was wir bei einer Überfahrt bzw. während eines Meilentörns den ganzen Tag so machen. Segel-setzen, -wechseln, -feintrimmen, Navigieren und Kartenarbeit, Funk überwachen, von Hand steuern oder den Autopilot Feinjustieren, Schlafen, Lesen, sich mit den Mitseglern austauschen ODER Kochen und Essen…
Mit einem kitschigen Sonnenuntergang ging es unter dem Parasail Wingaker in die erste Nachtfahrt…
Mittwoch, 27.08.
In den frühen Morgenstunden schlief der Wind leider ein, und wir mussten auf die eiserne Genua umrüsten. Hier ein Bild bei Sonnenaufgang mit René am Steuer…
Am frühen Vormittag gab es dann ein deftiges Seefahrer-Frühstück. Ham & Eggs, Saussages & Baked Beans. Das gab wieder Kraft für einen weiteren Tag auf offener See…
Während des Tages ging dann auch ein Fisch an unsere Schleppangel – leider nicht groß genug, damit wir alle satt werden, aber als Vorspeise und Unterhaltung mehr als gut genug!
Gemerkt hatten wir den Biss erst, als sich zusätzlich zum Fisch der Holzast am Köder verfangen hatte…
Nach dem Fang wurde der Fisch gleich auf der Badeplattform ausgenommen und gereinigt, bevor er als Vorspeise der Crew “fangfrisch” serviert wurde…
Als Abendessen am zweiten Tag der Überfahrt gab es Tortellini mit Tomatensauce und Salat bei sichtlich guter Stimmung an Bord der Nambawan…
Vor dem Einbrechen der nächsten Nacht wurde wie immer routinemäßig das stehende und laufende Gut geprüft und die Positionsbeleuchtung eingeschaltet…
Leider verließ uns auch in dieser Nacht wieder für einige Stunden der Wind, sodass die Freiwache unter Motor-Getöse in den Schlaf finden musste.
Donnerstag, 28.08.
In den frühen Morgenstunden, ab Höhe der Insel Lastovsko setzte wieder Wind ein, und wir segelten genüsslich mit Kurs NNW Richtung Vis. Alleine die Naturschauspiele von Sonnenauf- oder Untergängen auf hoher See sind es meiner Meinung nach wert, solche mehrtägigen Segeltörns regelmäßig zu machen…
Ab hier am Bild können wir den Kurs “Insel Vis Ostkap” mit 330 Grad direkt anlegen und rauschen beinahe mit Rumpfgeschwindigkeit in Richtung Einklarierungshafen…
Nach 50 Stunden bzw. 220 Seemeilen haben wir am Vormittag in Vis/Kroatien einklariert. Das waren zwei sehr schöne Tage und Nächte auf hoher See mit unserem ersten selbst gefangenen Fisch, guten abwechslungsreichem Essen, Badestopp auf über 1000 Meter Wassertiefe, unvergessliche Sonnenauf- und Untergänge, etc.
Nachdem alle offiziellen Einklarierungspapiere unterzeichnet und abgestempelt waren, schwärmte die Crew aus auf Entdeckungstour. Hier ein paar Eindrücke aus der Inselhauptstadt Vis…
Um die Mittagszeit legten wir von der Hafenmole Vis wieder ab und segelten bei gutem Wind bis zum Einbruch der Dunkelheit weiter nach Rogogniza, wo wir ein wenig abgelegen waren, dafür aber einen freien Ankerplatz fanden und den Abend in einer kroatischen Konoba ausklingen ließen…
Empfohlene Revierführer und Seekarten für Kroatien
Wir haben so ziemlich alle gängigen Hafenhandbücher und Revierführer von Kroatien in den letzten Jahren gesichtet. Folgende Literatur des Seegebiets verwenden wir persönlich gerne und können sie Euch auch guten Gewissens weiterempfehlen…
Kroatien, Slowenien & Montenegro – 888 Häfen und Buchten* von Karl-Heinz Beständig. Dieser Buchten- und Hafenführer ist das Standardwerk für das oben angeführte Seegebiet schlechthin. Diesen Guide sollte sich eigentlich jeder zulegen, egal ob Charterskipper oder Eigner.
Hafenguide – Kroatien, Montenegro und Slowenien* von Emma Glaumann, Joakim Hermansson und Per Hotvedt. Diese Art von Hafenführer mit übersichtlichen Luftaufnahmen und klassischen Hafenplänen werden sich unserer Meinung nach in den nächsten Jahren durchsetzen. Sie sind zwar teuer, aber ihr Geld wert! Durch die Luftaufnahmen aller beschriebenen Häfen und Ankerbuchten und die dazugehörenden Hafenpläne weiß man vorher schon genau, ob der angestrebte Ort auch den Wünschen der Mannschaft entspricht. Also gerade für Crews mit wenig Zeit am Wasser ein ideales Planungswerkzeug. Dieser virtuelle Guide soll auf Adria-Törns in keinem Cockpit fehlen!
Sportbootkartensatz Adria Nord* von Delius Klasing. Der sehr übersichtliche Sportbootkartensatz enthält 3 Überseglerkarten sowie 25 Revier- und Detailkarten zur Navigation an der Adriaküste von Venedig über Rijeka und Sibenik bis Drvenik V. – inklusive der Inseln.
Sportbootkartensatz Adria Süd* von Delius Klasing. Der sehr übersichtliche Sportbootkartensatz enthält 3 Überseglerkarten sowie 16 Revier- und Detailkarten zur Navigation an der Adriaküste Kroatiens und Montenegros im Abschnitt von Zirje über Split und Dubrovnik bis Bar – inklusive der Inseln.
Reiseführer mit vielen praktischen Tipps – Kroatische Inseln und Küstenstädte* von Lore Marr-Bieger. Wir schätzen die Reise- und Wanderführer vom Michael Müller Verlag sehr – speziell deren individuelle Wandertipps.
4 Comments
Der Bericht ist echt super. Ich habe damals auch Urlaub in Kroatien gemacht. Das Meer ist einfach super und es lohnt sich echt mit einem Segelboot dort einmal hinzufahren. Ich persönlich stelle mir allerdings so eine Überfahrt echt stressig vor. Je nachdem wenn man ins offene Meer rausfährt und ein reger Wellengang ist, dann ist das schon manchmal nicht lustig, besonders wenn die Bora wieder ihr Unwesen treibt.
Danke Hans, es freut uns, dass Dir unser Törnbericht gefällt!
Ja, bei Bora kann es am offenen Meer schon ungemütlich werden. Wir beobachten aber speziell bei längeren Überfahrten zuvor sehr gut das Wettergeschehen, sodass so etwas nicht vorkommen soll…
LG Markus
Ein toller Törnbericht mit fantastischen Bildern. Ich danke Euch und macht weiter so!
Ja Werner, das war echt eine geniale Überfahrt mit super Crew und gutem abwechslungsreichen Essen – genau so wie ein Meilentörn ablaufen soll, oder?